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Jyväskylä

Für Freunde skandinavischer Architektur ist die Stadt Jyväskylä ein lohnenswertes Ziel, denn hier hat der bekannte Architekt Alvar Aalto zahlreiche Spuren hinterlassen. Darüber hinaus beeindruckt das Zentrum der Provinz Mittelfinnland die Besucher mit einer Mischung aus großstädtischem Bildungsangebot, kleinstädtischem Flair - und einem ungewöhnlichen Wanderweg.

Fußgängerzone im Stadtzentrum
Fußgängerzone im Stadtzentrum

Die Stadt Jyväskylä hat in ihrer Geschichte einen fast schon sagenhaften Aufschwung erlebt - besonders bei den Bevölkerungszahlen. In den 1940er Jahren lebten hier gerade einmal 8.000 Einwohner, 50 Jahre später waren es bereits mehr als 100.000. Das liegt vor allem daran, dass sich die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Gemeinden im Umland einverleibt hat. Heute (Stand 2020) zählt Jyväskylä über 140.000 Einwohner und hat eine Fläche von gut 1.400 Quadratkilometern - fast doppelt so viel wie die Stadt Hamburg. Das Wachstum hängt ganz entscheidend mit der großen Bildungstradition zusammen: Jyväskylä ist die Stadt, in der die ersten finnischsprachigen Schulen des Landes entstanden: 1858 ein Lyzeum, 1863 ein Lehrer-Seminar, ein Jahr später eine Mädchenschule. Die Schulen lockten junge Leute aus weiten Teilen Finnlands in die damals noch kleine Stadt. Heute darf sich Jyväskylä stolz Universitätsstadt nennen - die Uni mit mehreren Fakultäten ging übrigens aus dem Lehrer-Seminar hervor.

Stadtplan vom Reißbrett

Anhand alter Steuerunterlagen haben Historiker herausgefunden, dass in diesem Teil Finnlands bereits im 16. Jahrhundert Menschen sesshaft waren. Doch erst am 22. März 1837 entstand daraus die Stadt Jyväskylä: An diesem Tag unterzeichnete der russische Zar Nikolaus I. die Gründungsurkunde, und schon wenig später wuchs zwischen dem See Jyväsjärvi und dem Hügel Harju das Zentrum der neuen Stadt. Noch heute lässt sich auf dem Stadtplan sehr schön erkennen, dass die Planer von damals die Lage der Straßen auf dem Reißbrett entworfen haben: Zwischen Yliopistonkatu, Väinönkatu, Hannikaisenkatu und Vaasankatu gibt es 15 annähernd gleich große Blocks, die in einem Drei-mal-Fünf-Raster den Kern der Altstadt bilden. Im mittleren dieser 15 Kästchen befindet sich der Kirkkopuisto, der Kirchenpark mit der Stadtkirche - ein Ort der Stille inmitten der belebten Straßen.

Denkmal für die Schriftstellerin Minna Canth im Kirchenpark
Denkmal für die Schriftstellerin Minna Canth im Kirchenpark

Jyväskylä gilt als Heimatstadt der finnischen Architekten-Ikone Alvar Aalto. Hier hat Aalto 1923 sein erstes Architekturbüro eröffnet - und auch das Ortsbild geprägt: Als Großmeister des Funktionalismus hat Alvar Aalto für Jyväskylä so viele Gebäude entworfen wie für keine andere Stadt. Einer der bekanntesten Bauten ist das Alvar Aalto Museum in der nach dem Architekten benannten Alvar Aallon katu 7. Das Museum wurde bereits drei Jahre vor dem Tod des Architekten fertiggestellt und gibt einen umfassenden Überblick über das Leben und das Werk von Alvar Aalto. Bei unserem Besuch hat uns vor allem der Film beeindruckt, der den Entstehungsprozess der berühmten Savoy-Vase zeigt. Sie wurde 1937 bei der Weltausstellung in Paris erstmals einem größeren Publikum präsentiert und ist auch heute noch ein Dauerbrenner im Programm der finnischen Glas- und Designfirma Iittala.

Breitgefächerte Museumslandschaft

Gleich neben dem Alvar Aalto Museum befindet sich das Keski-Suomen Museo, eine Art Heimatmuseum für Mittelfinnland und die Stadt Jyväskylä. Wer beim Stichwort Heimatmuseum an verstaubte Vitrinen und altbackene Präsentationen denkt, wird hier eine Überraschung erleben: Die Ausstellungen sind durchaus zeitgemäß, zu sehen ist die Geschichte der Region - in liebevoll zusammengestellten Räumen kann man sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzen lassen. Das Keski-Suomen Museo war lange Zeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen; seit dem Herbst 2019 ist es allerdings wieder geöffnet.

Ausstellung im finnischen Handwerksmuseum
Ausstellung im finnischen Handwerksmuseum

In Jyväskylä können wir Ihnen noch zwei weitere Museen empfehlen: Das Jyväskylän Taidemuseo (Kunstmuseum) in der Kauppakatu (einen Steinwurf von der Fußgängerzone entfernt) bietet moderne Klassiker und zeitgenössische Kunst - und freien Eintritt an Freitagen. Das Suomen Käsityon Museo, ein Museum für Handwerk und Kunstgewerbe, zeigt neben Kunstgewerblichem auch Trachtenmode. Im Museumsladen gleich daneben können Sie hochwertige Stücke aus einheimischer Produktion kaufen - nicht immer ganz billig, aber oft erfrischend originell und auch inspirierend.

Entspannter Stadtbummel

Die Innenstadt von Jyväskylä entspricht fast den historischen Ausmaßen aus der Zeit der Gründung. Sie ist überschaubar und ein idealer Ort für einen entspannten Stadtbummel. Auffallend viele junge Menschen sind hier auf den Straßen rund um den zentralen Platz in der Mitte der Fußgängerzone zu finden - kein Wunder, bei den vielen Schulen und Universitätseinrichtungen. In der Stadtmitte finden Sie eine Reihe von Restaurants und Cafes. Leider hat der strukturelle Wandel auch hier bereits seine Spuren hinterlassen: Es gibt Leerstände in den einstmals so beliebten Geschäftsstraßen - und auch das ist kein Wunder, denn am Stadtrand sind neue Einkaufszentren wie Pilze aus dem Boden geschossen.

Um den Jyväsjärvi herum führt ein Strandweg
Um den Jyväsjärvi herum führt ein Strandweg

Sobald man die geschäftige Altstadt verlässt, geht alles gleich einen Gang ruhiger zu. Hier und dort findet man noch alte Holzhäuser, die viele Jahrzehnte überdauert haben. Sehenswert am Rande der Altstadt ist auch der “Harju”, was übersetzt soviel wie Bergrücken bedeutet. Ein richtiger Berg ist dieser Harju allerdings nicht, eher ein Hügel, von dem aus man einen herrlichen Blick über die Stadt genießen kann, vor allem vom Vesilinna aus - einem Wasserturm, der in den 1950er Jahren erbaut wurde und eine Aussichtsplattform hat.

Wanderweg um den großen See

Für Wanderfreunde hat die Stadt Jyväskylä um den Jyväsjärvi herum einen einen Wanderweg ausgeschildert. Die Stadt will so Menschen dazu bringen, sich zu bewegen, und zwar das ganze Jahr über, heißt es in einem offiziellen Prospekt. Der gesamte “Rantaraitti” (er heißt wirklich so) ist fast 13 Kilometer lang; man kann aber auch kürzere Routen mit knapp sechs und gut acht Kilometern laufen. An der Strecke befindet sich auch das Garten-Zentrum Viherlandia, das wirklich einen Abstecher wert ist: Die Auswahl der Gewächse ist riesengroß; im Haus befindet sich ein Cafe mit Buffet-Restaurant, das zum Verweilen einlädt.

Jyväskylä liegt etwa 280 Kilometer nördlich von Helsinki in Mittelfinnland. Mit dem Auto dauert die Fahrt auf den gut ausgebauten Straßen dreieinhalb bis vier Stunden; mit dem Zug geht's etwas schneller. In der Stadt sind alle größeren Hotelketten vertreten.

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Zuletzt bearbeitet am 30.04.2020