Helsinki im Winter
Finnland im Winter: Das bedeutete früher einmal Schnee von November bis mindestens April. Doch der Klimawandel hat inzwischen auch das Land der tausend Seen erreicht. Einheimische haben uns berichtet, dass die Wintersportsaison in den vergangenen Jahren zum Teil ungewöhnlich spät begonnen hat. Davon haben wir beim Helsinki-Besuch Anfang Dezember allerdings wenig gespürt - ganz im Gegenteil: An den Straßenrändern und auf Verkehrsinseln türmten sich meterhohe Schneeberge, und auch die meisten Fußwege waren zentimeterdick mit festgetretenem Schnee und Matsch bedeckt. Offenbar lässt die Stadt nur die Gehsteige an den großen Hauptverkehrsstraßen streuen und räumen. Zum Glück hatten wir feste und wasserdichte Schuhe dabei.
Stille Zeit im verschneiten Advent
Helsinki im Sommer: Das ist eine Stadt, in der die Menschen ihre Freizeit vor allem draußen verbringen. Bis spät in die Nacht wird auf Fußballplätzen herumgebolzt, die Boote bringen Ausflügler auf die Inseln, und in den Straßencafes an der Esplanade wetteifern Einheimische und Touristen um die besten Plätze unter der Mittsommersonne - pulsierendes Leben, wohin das Auge blickt. Im Winter dagegen zeigt sich die Stadt eher von ihrer stillen Seite, auch akustisch, denn der viele Schnee schluckt einen gehörigen Teil des Verkehrslärms. Helsinki im Dezember: Das ist eine ruhige Metropole, die sich auch vom vorweihnachtlichen Treiben nicht aus der Ruhe bringen lässt.
Weihnachtsmärkte, die an einen Rummelplatz erinnern, schrille Lichtgirlanden, Discoflackern am Glühweinstand, Kommerzkitsch und Dauerberieselung - all das haben wir bei unserem Helsinki-Besuch im Advent 2012 nicht zu Gesicht bekommen. Gesehen haben wir stattdessen den stimmungsvollen Weihnachtsmarkt auf dem Senatsplatz vor dem Dom: In den mehr als 120 Hütten wird vor allem Kunsthandwerk angeboten, aber natürlich gibt es hier auch Speisen und Getränke. Sogar Glögi, der finnische Glühwein, wird beim Tuomaan Markkinat ausgeschenkt - allerdings nur in der alkoholfreien Ausführung mit Fruchtsaft und Gewürzen (etwas anderes erlaubt die finnische Gesetzgebung nicht). Ebenfalls sehenswert ist der Naistenjoulumessut, der Frauenweihnachtsmarkt im alten Hafen: Hier gibt es Handarbeiten aller Art in teilweise originellen Designs.
Nikolausi? - Suomen itsenäisyyspäivä!
Am 6. Dezember freuen sich die Kinder in vielen Ländern auf den Nikolaus. In Finnland freuen sich die Menschen auf den Suomen itsenäisyyspäivä, den Tag der Unabhängigkeit. Am 6. Dezember 1917 hat sich das einstige Großfürstentum Finnland vom Russischen Reich losgelöst. An diesem Tag kommt das öffentliche Leben im ganzen Land praktisch zum Erliegen. Sogar Geschäfte und Museen, die an normalen Sonntagen geöffnet haben, halten ihre Pforten geschlossen. Geöffnet hat dagegen das Tor zum Präsidentenpalast im Stadtzentrum - zumindest für geladene Gäste. Hier lädt der Staatspräsident am Abend des Nationalfeiertags zu einem Empfang, der live im Fernsehen übertragen wird.
Am Nachmittag des 6. Dezember gibt das Rundfunksymphonieorchester in der neuen Musikhalle sein traditionelles Konzert zum Unabhängigkeitstag. Auf dem Programm stehen ausschließlich Werke finnischer Komponisten. Kleine Frage am Rande: Kennen Sie neben Jean Sibelius noch weitere Tonschöpfer aus Finnland? - Da gibt es eine ganze Reihe von Künstlern, die außerhalb ihres Landes so gut wie unbekannt sind. Wer musikalisches Neuland entdecken möche, dem sei ein Besuch des Konzerts zum Nationalfeiertag wärmstens empfohlen. Wir waren jedenfalls begeistert und überrascht zugleich. Begeistert, weil hier faszinierende Musik zu hören war. Und überrascht, weil die weiblichen Besucher vor dem Konzert reihenweise ihre verschneiten Stiefel gegen hochglänzende High Heels aus dem Handtäschchen ausgetauscht haben. So etwas hatten wir vorher noch nicht gesehen.
Aber keine Angst: Man kann Musik auch in bequemem Schuhwerk genießen und danach vielleicht noch einen kleinen Spaziergang zu des Meisters Denkmal unternehmen: Die Stahlröhrenkonstruktion, die Eila Hiltunen für den großen Komponisten Jean Sibelius geschaffen hat, befindet sich gut zwei Kilometer von der Musikhalle entfernt in einem ruhigen Park, fernab vom Trubel des Stadtzentrums.
Doch auch dieser adventliche Trubel, diese vorweihnachtliche Geschäftigkeit wirkt in Helsinki wohltuend zurückhaltend: Die Beleuchtungen an Häusern und Geschäften sind sehr dezent. Übertriebene Weihnachtsdekorationen und aufdringliche Musikberieselungen haben wir in Helsinki nicht gesehen und gehört - und auch nicht vermisst.
Wenn Sie Helsinki in der Adventszeit besuchen möchten, sollten Sie sich bereits vorher informieren, welche Märkte, Konzerte oder Museen sie besuchen möchten. Der Weihnachtsmarkt auf dem Senatsplatz öffnet meist erst in der zweiten Dezemberwoche, die Frauenweihnachtsmesse dauert nur wenige Tage.
Aktuelle Termine und Veranstaltungen finden Sie im Internet beim finnischen Tourismusverband.