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Koli Nationalpark

Für den finnischen Komponisten Jean Sibelius war er ein Ort der Inspiration: Der Berg Koli im Norden Kareliens und der gleichnamige Nationalpark zählen heute zu den beliebtesten Urlaubszielen Finnlands.

Blick vom Koli auf den Pielinen-See
Blick vom Koli auf den Pielinen-See

“Für viele ist der Koli-Berg die schönste Natur-Attraktion in Finnland.” So steht es auf der Tourismus-Seite der kleinen nordkarelischen Ortschaft - und das ist sicher nicht übertrieben. Es ist vor allem der Blick ins Tal, der den Besuch des Koli zu einem unvergesslichen Erlebnis werden lässt. Vom Gipfel Ukko-Koli aus hat der Betrachter eine ergreifende Aussicht auf den Pielinen-See. Diese Aussicht lockt vor allem an schönen Sommertagen Scharen von Touristen auf den Berg, gut eine Autostunde nördlich von Joensuu. Nach den neuesten Zahlen der finnischen Forstverwaltung ist der Koli derzeit mit 190.000 Besuchern einer der beliebtesten Nationalparks im Land (Stand 2019).

Mit Juhani Ahos Geheimtipp begann der Tourismus

Inzwischen strömen Menschen aus aller Herren Länder herbei und genießen auf den Gipfeln das grandiose Panorama der nordkarelischen Wald- und Seen-Landschaft. Das war freilich nicht immer so: Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Koli eine jener unentdeckten landschaftlichen Schönheiten, die allenfalls Einheimischen bekannt sind. Doch dann kam Juhani Aho auf den Koli, ein zu seiner Zeit bekannter finnischer Schriftsteller. Er schrieb über seinen Besuch auf dem Berg und läutete damit die touristische Erschließung ein.

Diese Aussicht hat viele Künstler inspiriert
Diese Aussicht hat viele Künstler inspiriert

Die ersten, die es auf den Berg zog, waren fast ausschließlich Finnen - darunter viele Künstler, die sich vom Blick in die Landschaft haben inspirieren lassen. Nach Juhani Aho sind beispielsweise auch der Maler Eero Järnefelt und der Komponist Jean Sibelius auf den Koli gestiegen. Von Sibelius wird erzählt, er habe eigens ein Klavier auf den Berg transportieren lassen, um anlässlich seiner Hochzeitsreise hoch oben auf dem Koli zu musizieren. Für die Klavierträger dieser Zeit war das sicherlich eine schweißtreibende Arbeit.

Stiller Blick auf den See

Da haben es die Wanderer der Neuzeit leichter: Sie können mit dem Auto auf einer gut ausgebauten Serpentinenstraße vom Tal bis zum Parkplatz unterhalb des Gipfels fahren; mit einem Kabinenaufzug geht es anschließend weiter nach oben zum Sokos-Hotel und dem benachbarten Naturzentrum Ukko. Von hier aus führt ein gut begehbarer Weg in wenigen Minuten bis zum Gipfel, dem 347 Meter hohen Ukko-Koli. Vor allem im finnischen Sommer bevölkern die Einheimischen den Berg in Scharen, ein Erinnerungsfoto auf dem Gipfel gehört natürlich dazu. Und da stehen sie dann auf dem Felsen, posieren in Gruppen für die Kamera und albern herum - oder genießen einfach nur still den Blick auf den See, rund 250 Meter unter dem Gipfel des Koli.

Rundblättrige Glockenblume bei Mäkränaho
Rundblättrige Glockenblume bei Mäkränaho

Vom Kabinenaufzug bis zur höchsten Stelle sind es nur wenige hundert Meter. Danach könnte man eigentlich schon wieder umkehren, ins Hotel oder Naturzentrum gehen, eine gute Tasse Kaffee genießen und anschließend die Heimfahrt antreten. Doch damit bringt man sich um das eigentliche Naturerlebnis am Koli; die unglaubliche Schönheit der Landschaft erschließt sich erst beim ausdauernden Wandern auf dem Hügel. Vom Ukko-Koli aus steigen wir über Felsen hinab auf einen kleinen Wanderpfad, der uns durch hügeliges Gelände nach Mäkränaho bringt. In der kleinen Lichtung wächst - nüchtern betrachtet - eigentlich nur Gras. Doch in wenigen Wochen des Sommers wird Mäkränaho zur blühenden Wiese mit farbenprächtigen Blumen, die von fröhlich summenden Insekten umschwärmt werden: eine Bienenweide als Augenweide.

Vorlage für berühmtes Gemälde

Am Rande des Wegs sehen wir immer wieder verkrüppelte, teils schon abgestorbene Bäume. Einen dieser Bäume hat der Maler Eero Järnefelt 1928 auf seinem berühmten Gemälde “Maisema Kolilta” verewigt. Das Original kann im Atheneum in Helsinki besichtigt werden; eine Reproduktion findet der Wanderer auf einer Schautafel im Nationalpark mit dem Titel “Koli - das Gesicht Finnlands”.

Nur eine Hütte ist vom Ikolanaho-Hof noch übrig
Nur eine Hütte ist vom Ikolanaho-Hof noch übrig

Von der Lichtung Mäkränaho aus führt die Route weiter zum Ikolanaho-Hof. Wer hier ein Gehöft erwartet, dürfte allerdings enttäuscht sein, denn vom einstigen Hof ist nur noch eine windschiefe Hütte übrig geblieben. In dieser Gegend haben übrigens noch vor rund 100 Jahren Bauern gelebt und den Hof bewirtschaftet - fernab jeglicher Zivilisation.

Finnische Nationallandschaft

Falls Sie irgendwann einmal auf unseren Spuren wandern möchten, ist nun Vorsicht angesagt, denn bei Ikolanaho ist der Weg kaum gekennzeichnet. Lediglich ein kleines Holzschild - in Kniehöhe angebracht - weist in Richtung Purolanaho. Von dort aus geht es auf hügeligem Pfad zum Akka-Koli und von hier schließlich wieder zurück zum Naturzentrum am Hotel.

Felslandschaft vor dem Aufstieg zum Naturzentrum
Felslandschaft vor dem Aufstieg zum Naturzentrum

Kurz vor dem letzten Aufstieg gibt es eine kleine Abzweigung, die zu einer markierten Sehenswürdigkeit führt: Es ist eine Erinnerungstafel für den Maler Eero Järnefelt, die im Felsen verankert wurde. Bevor Sie den Weg fortsetzen, können Sie hier noch einmal die herrliche Aussicht auf den Pielinen-See genießen. Diese Szenerie zählt seit 1994 zu den finnischen Nationallandschaften.

Zur Urteilsfindung ein Sturz von der Klippe

Der Koli-Berg ist 1991 zum Nationalpark erklärt worden - allerdings erst nach langen Auseinandersetzungen. Grundbesitzer wollten zunächst ihr Land nicht zur Verfügung stellen; Umweltschützer verlangten den Abriss des Hotels, das zur finnischen Sokos-Kette gehört. Erst als beide Seiten nachgaben, konnte der Nationalpark eingerichtet werden. Dem Besucher bietet der Koli-Nationalpark gut ausgebaute Wege und unterwegs mehrsprachige Erklärungen zur Geschichte. So erfährt der Wanderer, dass der Koli einst eine religiöse Kultstätte und Schauplatz von Gerichtsverhandlungen war. Wenn die Richter sich über ein Urteil nicht einig waren, dann wurde der Angeklagte in der Nähe des Gerichts-Steins über eine 100 Meter hohe Klippe in die Tiefe gestoßen. Kam der Angeklagte zu Tode, galt er als schuldig; überlebte er wie durch ein Wunder, galt seine Unschuld wiederhergestellt.

Schwendwirtschaft im Nationalpark
Schwendwirtschaft im Nationalpark

Einige Wanderwege im Nationalpark führen vom Berg hinab bis zum Ufer des Pielinen-Sees. Man läuft durch Wiesen und Wälder, vorbei an Felsen und - verkohlten Bäumen: “Schwendwirtschaft” heißt diese Art der Landschaftspflege, die im Koli-Nationalpark üblich ist. Dabei werden regelmäßig kleinere Waldstücke unter Einsatz von Feuer gerodet. Dies geschieht am Koli allerdings nicht, weil Nutzflächen für die Landwirtschaft fehlen, sondern um Lebensraum für seltene Tier und Pflanzenarten zu schaffen.

Informationen zum Nationalpark Koli und Nordkarelien findet der Besucher im “Naturzentrum Ukko”, gleich neben dem Hotel Koli unterhalb des Gipfels. Nach dem Wandern kann man sich im Restaurant des Sokos-Hotels stärken. Hier gab es bis vor einigen Jahren fast ausschließlich gutbürgerliche Küche und regionale Spezialitäten; als Zugeständnis an den Zeitgeist werden dort inzwischen auch Pizzas und Fast-Food-Gerichte angeboten.

Zuletzt bearbeitet am 06.05.2019