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Zugvögel ... einmal nach Inari

Mit dem Film "Zugvögel - einmal nach Inari" kam der Norden Finnlands 1998 auf deutsche Kinoleinwände. Wer das Dorf heute besucht, stellt fest: Hier ist die Zeit fast stehengeblieben.

Hannes Weber (im Film: Joachim Krol) ist Beifahrer in einem Getränkelaster - ein freundlicher, ruhiger Zeitgenosse, der in seiner bescheidenen Wohnung stundenlang Kursbücher studiert und davon träumt, an einem Fahrplan-Wettbewerb in Inari teilzunehmen. Als sein Chef ihm den für die Reise nötigen Urlaub nicht genehmigen will, rastet der stille Hannes aus und schlägt zu. Wenig später wird der Chef tot in seinem Büro aufgefunden. Kommissar Franck (gespielt von Peter Lohmeyer) nimmt die Ermittlungen auf und hat auch gleich einen Hauptverdächtigen: Hannes Weber. Franck verfolgt Weber durch halb Europa, um ihn endlich am Ziel seiner Reise festnehmen zu können.

Hier fand im Film der Wettbewerb statt
Hier fand im Film der Wettbewerb statt

In “Zugvögel” ist Hannes Weber tagelang mit Bahn, Fähre und Bus unterwegs, um endlich nach Inari zu kommen, ein scheinbar kleines Dorf am gleichnamigen See. Doch der Eindruck, den Kinozuschauer und Touristen von Inari bekommen, täuscht: Zwar wohnen in dem Kirchdorf am Ufer des Inarijärvi noch nicht einmal 500 Menschen; insgesamt zählt die Gemeinde allerdings rund 7.000 Einwohner, die weit verstreut leben. Mit einer Fläche von 17.000 Quadratkilometern ist die Gemeinde Inari größer als das Bundesland Thüringen. Wie der Filmheld Hannes, so ist auch der moderne Reisende mit dem Auto lange auf Achse, um den Inarisee zu erreichen: Für die Strecke ab Helsinki zeigt der Routenplaner über 1.100 Kilometer an. Die Fahrt dauert gut zwei Tage, denn die Autobahn Richtung Norden endet schon kurz hinter Lahti. Der Rest der Strecke besteht aus zweispurigen Fernstraßen: Sie sind zwar gut ausgebaut und nicht besonders stark befahren, es gilt jedoch eine Höchstgeschwindigkeit von 80 bis 100 Stundenkilometern. So kann der Reisende in aller Ruhe die Schönheiten der Natur genießen - der Weg ist das Ziel.

Goldgräbern ins Auge geblickt

Der Ortskern von Inari
Der Ortskern von Inari

Das Kirchdorf Inari hat nur einen kleinen Ortskern mit einigen Häusern, einen Einkaufsmarkt und ein Hotel. Im Film “Zugvögel” fand in diesem Hotel der Fahrplanwettbewerb statt; das finstere Nebenzimmer, in dem Hannes am Ende den Wettbewerb absichtlich knapp verliert, haben wir bei unserem Besuch im Jahr 2006 zwar nicht zu Gesicht bekommen (möglicherweise, weil diese Szene an einem anderen Ort gedreht wurde). Dafür entschädigt das Hotel mit einer anderen Sehenswürdigkeit: An den Wänden hängen ein paar Dutzend alte Fotos von Menschen, die im Norden Lapplands als Goldgräber zu Wohlstand kommen wollten; aus ihren Gesichtern spricht das harte Leben des Schatzsucheralltags - Hoffnung, Glück, Enttäuschung, vor allem aber Beharrlichkeit, denn Finnen lassen sich nicht leicht unterkriegen.

Außerhalb des Hotels hat sich kaum etwas verändert: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist ein Blockhaus mit Cafe und Souvenirgeschäft zu sehen, das Gebäude wirkt etwas farbenfroher als im Film. Die K-Market-Filiale gleich daneben gibt es immer noch. Die Shell-Tankstelle mit ihren drei Zapfsäulen, die in “Zugvögel” kurz in Großeinstellung gezeigt wird, ist allerdings verschwunden.

Sirpa erzählt eine alte Geschichte

Auf der Insel Ukonsaari
Auf der Insel Ukonsaari

Auf seiner Reise nach Inari lernt Filmheld Hannes die Finnin Sirpa Salonen (Outi Mäenpää) kennen und lieben. Sie erzählt, auf einem Stein am See sitzend, eine rührende Geschichte über die Insel Ukonsaari: In alten Zeiten mussten die jungen Samen vor der Heirat sieben Tage alleine auf dieser Insel verbringen - und sie durften auch keine Nahrung mitnehmen; so sollten sie beweisen, dass sie eine Familie ernähren können. Am siebten Tag kam die Braut unbemerkt auf die Insel und brachte gekochtes Rentierfleisch mit. Die Frau musste dann ihren Mann finden (was angesichts der Größe der Insel nicht schwer ist). Auf der Spitze des Berges, dem Ukonkivi, gab sich das Paar den ersten Kuss.

Zumindest in den Sommermonaten kann sich der Besucher auch heute noch auf die Spuren dieser lappländischen Sage begeben: Dann fährt regelmäßig ein Schiff von Inari aus zur Insel Ukonsaari (benannt nach dem Donnergott Ukko) mit dem Ukonkivi. Für die Lappen ist dieser Felsen ein heiliger, mystischer Ort. Doch auch wer mit der samischen Kultur nicht vertraut ist, kann vom Ukonkivi herab die schöne Aussicht auf den Inarisee genießen. Auf dem Rückweg fährt das Schiff in einigem Abstand an einer Begräbnisinsel vorbei: Hier haben die Samen früher ihre Toten bestattet, um sie vor wilden Tieren zu beschützen.

Weitere Geschichten über die Samen in Lappland und ihre Kultur bietet in Inari das Samenmuseums “Siida”.

Zuletzt bearbeitet am 29.08.2015