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Lordi und der Weihnachtsmann

Rovaniemi ist ein beliebtes Reiseziel im Norden Finnlands. Denn in der Stadt am Polarkreis ist nicht nur der Weihnachtsmann zuhause, sondern noch eine weitere sagenhafte Gestalt: der pickelgesichtige Schwermetallrocker Lordi.

Weihnachtspostamt am Polarkreis
Weihnachtspostamt am Polarkreis

Die Stadt Rovaniemi bildet das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der finnischen Provinz Lappland. Den Aufschwung verdankt die einstige Rentierzüchter-Hochburg der Holzwirtschaft: In Rovaniniemi fließen Kemijoki und Ounasjoki zusammen. Diese beiden Flüsse haben jahrzehntelang beim Transport der Baumstämme eine wichtige Rolle gespielt. Heute ist der Tourismus in Rovaniemi ein bedeutender Wirtschaftsfaktor: Rund 500.000 Gäste besuchen Jahr für Jahr die Stadt des Weihnachtsmanns, in der das Geschäft mit den Durchreisenden manch skurrile Blüte treibt: Bei unserem Besuch im September 2007 gab es im “Clarion Hotel Santa Claus” zum Frühstück Reis und Miso-Suppe - ein Zugeständnis an die zahlreichen Touristen aus Fernost.

Wie der Weihnachtsmann nach Rovaniemi kam

Hauptattraktion in Rovaniemi ist das Dorf des Weihnachtsmanns, das übrigens nicht in der Stadt selbst angesiedelt ist, sondern acht Kilometer nordöstlich an der Straße Richtung Kemijärvi, direkt am Polarkreis. Der Standort ist freilich - salopp formuliert - in erster Linie eine wirtschaftspolitische Entscheidung. Denn genaugenommen müsste das Dorf des Weihnachtsmanns an ganz anderer Stelle stehen: in der Gemeinde Savukoski, gut 240 Kilometer entfernt. Es soll der finnische Rundfunksprecher Markus Rautio gewesen sein, der als “Onkel Markus” in den 1920er Jahren seinen Hörern die Geschichte vom Weihnachtsmann erzählte, der im Inneren des Korvatunturi (Ohrenberg) mit seinen Rentieren und Wichteln lebt. Diese Idee wurde später auch vom Kinderbuchautor Mauri Kunnas für sein Buch Joulupukki (Weihnachtsmann) aufgegriffen. Die hübsche Geschichte vom Weihnachtsmann im Ohrenberg hat allerdings einen kleinen Schönheitsfehler: Der Korvatunturi liegt nämlich im Sperrgebiet des finnisch-russischen Grenzstreifens fernab jeglicher Verkehrswege. Ein Weihnachtsdorf konnte hier also nicht errichtet werden; so wählten die Finnen schließlich das verkehrsgünstigere Rovaniemi als Heimat des Joulupukki.

Authentisches Design von Alvar Aalto

Bücherei und Lappia-Haus von Alvar Aalto
Bücherei und Lappia-Haus von Alvar Aalto

Im Weihnachtsdorf an der Fernverkehrsstraße 4 lebt und arbeitet der grauhaarige Herr mit Bart nun das ganze Jahr über. Er empfängt Besucher aus aller Welt und beantwortet mit seinen Wichteln Weihnachtsbriefe, die ihm die Kinder schicken. Rund um das Büro und das Postamt des Weihnachtsmanns ist vor den Toren der Stadt Rovaniemi ein regelrechtes Weihnachtsgewerbegebiet entstanden. Hier gibt es Cafes, Restaurants und Dutzende von Souvenirläden, in denen neben Qualitätswaren aus Finnland längst auch Billigerzeugnisse aus dem Reich der Mitte angeboten werden. Wer authentisches Design aus dem Norden Europas sucht, sollte in Rovaniemi statt des Weihnachtsdorfs dann doch lieber die Varsitie ansteuern: In der Straße am Rand der Innenstadt steht ein Gebäudekomplex aus Stadthaus, Bibliothek und Lappia-Haus. Alle Gebäude wurden vom bekannten finnischen Architekten Alvar Aalto entworfen und sind durchaus sehenswert.

Ein Platz für Lordi

Lordi-Säule am Lordi-Platz
Lordi-Säule am Lordi-Platz

Und Lordi? - Den hätten wir jetzt beinahe vergessen. Der pickelgesichtige Schwermetallrocker hat im Jahr 2006 mit der nach ihm benannten Band den Eurovision Song Contest gewonnen. Bei manchen Fernsehzuschauern sorgte der Auftritt der Musiker mit ihren Monstermasken für Entsetzen; in Finnland jedoch wird Lordi (der mit bürgerlichem Namen Tomi Putaansuu heißt) begeistert gefeiert - vor allem in seiner Heimatstadt Rovaniemi. Sie hat inzwischen den Sampo-Platz im Stadtzentrum in Lordi-Platz umbenannt - an einer Säule befinden sich seitdem die in Beton gegossenen Handabdrücke der fünf Lordi-Musiker. Sampo stellt übrigens ein legendenhaftes Gerät aus dem finnischen Kalevala-Epos dar. Solche mythischen Dinge spielen im Bewusstsein der Menschen in Finnland normalerweise eine große Rolle - auch deshalb ist die Umbenennung des Sampo-Platzes in Lordi-Platz bemerkenswert.

Rudolphs letzte Reise

In Rovaniemi hatte Lordi noch im Jahr 2006 ein eigenes “Rocktaurant” eröffnet. In der Gaststätte wurden Bandutensilien ausgestellt; man konnte dort aber auch ganz normal essen - das versprach zumindest eine Anzeige im Stadtprospekt. Wir selbst haben das Rocktaurant nur von außen betrachtet, der kurze Blick auf die Speisekarte hat gereicht: Dort standen Gerichte mit so phantasievollen Namen wie “Chainsaw Buffet”; die Rentierbratwürste wurden als “Rudolphs letzte Reise” angeboten. Wer's mag.

Die Inhaber des Rocktaurant hatten damals große Pläne und wollten sogar Filialen in Russland gründen. Doch dann kam alles anders: Zwei Jahre nach der Eröffnung mietete sich das Rocktaurant im benachbarten Rinteenkulma-Einkaufszentrum ein; weitere zwei Jahre später berichtete die Presse von finanziellen Schwierigkeiten, und im Jahr 2011 schloss Lordis Rocktaurant mit dem Ende des Mietvertrags seine Pforten.

Lesen Sie auch: Briefe an den Weihnachtsmann.

Zuletzt bearbeitet am 14.09.2016