Repovesi Nationalpark
Im Juli 2018 sorgte der Repovesi Nationalpark, gut zwei Autostunden von Helsinki entfernt, für landesweite Schlagzeilen: An der Aufhängung der einzigen Hängebrücke im Park hatte plötzlich ein Kabel nachgegeben. Die Brücke neigte sich daraufhin um 45 Grad - die neun Wanderer auf der Brücke hatten Glück und kamen mit dem Schrecken davon. Die Unglücksursache war schnell ermittelt: Es waren die neun Wanderer, die gleichzeitig die Brücke betreten hatten - obwohl Hinweisschilder einen Mindestabstand anmahnen.
Bootsfahrt über den See
Wir waren ziemlich enttäuscht, als wir diese Meldung auf dem Nachrichtenportal des finnischen Staatssenders Yle lasen. Schließlich wollten wir wenige Tage später genau diesen Nationalpark besuchen. Doch die Aufregung war umsonst: Zwar durften wir die Hängebrücke nicht mehr betreten - das Gelände war weiträumig abgesperrt; die Forstverwaltung organisierte jedoch innerhalb kurzer Zeit ein Boot, das die Wanderer bis zum Ende der Saison abseits der Hängebrücke über den See fuhr. Kompliment!
Der Repovesi Nationalpark verdankt seinen Namen repo - einer alten Bezeichnung für den Rotfuchs, inzwischen ist der Name kettu für den Fuchs geläufig. “Ketunlenkki” - Fuchsweg - heißt auch der wohl beliebteste Wanderweg im Nationalpark. Los geht's am Parkplatz Lapinsalmi, von dort führt eine perfekt ausgeschilderte Strecke auf fünf Kilometern Länge um den See Kapiavesi herum.
Herrliche Aussicht vom Katajavuori
Ein Weg um den See herum: Diese Beschreibung hört sich ziemlich idyllisch an. In Wirklichkeit haben es diese fünf Kilometer allerdings in sich: Denn schon kurz nach dem Parkplatz betreten wir hügeliges Gelände, es geht über Stock und Stein, wir müssen immer wieder auch kleinere Auf- und Abstiege bewältigen.
Nach ungefähr einem Drittel der Strecke erreichen wir eine an den Fels gebaute Wandertreppe; hier führt der Weg zahllose Stufen in die Höhe, bis wir den Katajavuori erreichen. Von diesem Hügel aus genießen wir einen herrlichen Ausblick in die Landschaft - doch Vorsicht: Wie in allen finnischen Nationalparks gibt es hier praktisch keine Sicherungen: Von der Kante des Aussichtsfelsens geht es im wahrsten Sinne des Wortes barrierefrei in die Tiefe.
Steiniger Weg über dem Wasser
Im weiteren Verlauf führt der Weg über hügeliges Gelände wieder hinunter zum Kapiavesi - und wir sind plötzlich ratlos: Denn der Wanderweg scheint im Nichts zu enden. Es dauert eine Weile, bis wir die unscheinbaren Markierungen an der Felswand erkennen: Hier müssen wir tatsächlich auf Steinen balancieren, direkt an der Wand entlang - aber nicht stolpern oder abrutschen, denn sonst landet man im Wasser, und dieses Wasser ist auch im heißen Sommer 2018 in vielen finnischen Seen noch immer ziemlich kalt.
Als wir den steinigen Pfad wieder verlassen, sind wir doch etwas erleichtert; von nun an geht's fast gemächlich auf gut begehbaren Wegen weiter zur “Fuchs-Fähre” - so nennt sich die Zugfähre, auf der man das andere Ufer des Sees erreicht. Die Überfahrt macht richtig Spaß: Man betritt die (wackelige) Fähre und zieht sich dann auf einem Seil über das Wasser.
Empfehlenswertes Wandergebiet
Wir haben an diesem Tag Glück, denn mit uns ist noch ein Pärchen aus Finnland mit an Bord - gemeinsam ist der Handfährbetrieb nicht so anstrengend. Nach gut drei Stunden erreichen wir wieder unser Ausgangsziel, den Parkplatz Lapinsalmi - dort bekommt man übrigens in den Sommermonaten auch einen Imbiss und Getränke.
Der Repovesi ist ein noch junger Nationalpark. Er wurde erst im Jahr 2003 als Nationalpark ausgewiesen - was man dem Gebiet übrigens überhaupt nicht ansieht. Für den Südosten Finnlands ist der Repovesi (gemeinsam mit dem benachbarten Aarnikotka-Naturschutzgebiet) von großer Bedeutung: Denn hier befindet sich mit knapp 30 Quadratkilometern Fläche das größte geschützte Waldgebiet der Region. Für Wanderungen ist der Nationalpark uneingeschränkt zu empfehlen - auch wegen seiner Lage. Denn er ist nur gut zwei Autostunden von der Hauptstadt Helsinki entfernt.
Die Hängebrücke im Repovesi-Nationalpark war übrigens nach dem Vorfall über ein Jahr lang außer Betrieb. Erst Ende August 2019 hat die finnische Forstverwaltung mit dem Bau einer neuen Brücke begonnen; sie dürfte wohl 2020 fertig sein.
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