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Patvinsuo Nationalpark

Der Patvinsuo-Nationalpark in Nordkarelien bietet leicht begehbare Wanderwege in einer abwechslungsreichen Landschaft. Die Natur dort hat in jüngster Zeit allerdings etwas gelitten.

Brücke an einem Zufluss des Suomunjärvi
Brücke an einem Zufluss des Suomunjärvi

Es dauert nur eine gute Autostunde, um von Joensuu zum Patvinsuo-Nationalpark zu gelangen. Doch der Kontrast zwischen den beiden Orten könnte kaum größer sein. Die Stadt Joensuu ist mit ihren 75.000 Einwohnern für finnische Verhältnisse fast schon eine Großstadt; sie ist das kulturelle Zentrum Nordkareliens mit Universität, Museen und einem Stadtzentrum, in dem das Leben pulsiert. Der Patvinsuo-Nationalpark dagegen ist eher ein Ort der Stille, fern jeglicher Zivilisation, rund 30 Kilometer Luftlinie von der russischen Grenze entfernt und nur über teilweise holprige Landstraßen zu erreichen.

Übungsplatz im Nationalpark

Diesen entlegenen Ort haben wir erstmals im Jahr 2007 besucht - und waren sofort begeistert. Im Herzen des Nationalparks liegt der Suomunjärvi, ein beschaulicher See, der auf einem 15 Kilometer langen Wanderweg umrundet werden kann. Los geht's am Info-Zentrum, das seinem Namen nur teilweise gerecht wird, denn die rotbemalte Hütte am Parkplatz hat leider nur von Anfang Mai bis Ende September geöffnet. Im Info-Zentrum erhält der Besucher ein Faltblatt, das die Besonderheiten des Parks beschreibt und Wanderwege aufzeigt.

Hier darf scharf geschossen werden
Hier darf scharf geschossen werden

In dem 1982 gegründeten Nationalpark hat die Forstverwaltung rund 80 Kilometer Wanderwege ausgeschildert. Der kürzeste Rundweg ist der drei Kilometer lange Naturpfad Kuusipolku; der längste ist der Patvinkierto mit mindestens 25 Kilometern. Ich will ganz ehrlich sein: 25 Kilometer sind uns doch etwas zu viel für eine entspannte Tageswanderung, deshalb sind wir den Patvinkierto nur teilweise gelaufen - und haben dabei gleich zwei Überraschungen erlebt: Auf dem Rundkurs gibt es eine Zugfähre über den Nälmänjoki, die zwischen dem späten Herbst und Frühlingsbeginn nicht benutzt werden kann; ein Teil der Route ist außerdem militärisches Sperrgebiet, hier absolvieren die finnischen Grenztruppen Schießübungen (im Nationalpark!), weshalb die Strecke zu bestimmten Zeiten gesperrt ist.

Nur wenige Besucher im großen Park

Der beliebteste Wanderweg im Patvinsuo-Nationalpark ist der Suomunkierto-Rundweg, der mit orangefarbenen Punkten markiert ist. Die 15 Kilometer lange Strecke führt um den Suomunjärvi herum und sollte laut Nationalpark-Empfehlung im Uhrzeigersinn zurückgelegt werden. Wenn Sie andersherum laufen, macht's allerdings auch nichts. Sie müssen hier nicht mit Horden von Wanderern rechnen, die Ihnen entgegenkommen, nur weil sie in die “falsche” Richtung laufen. Bei unseren bisherigen Touren um den See haben wir meistens nur wenige Menschen getroffen. Kein Wunder: Der Patvinsuo zählt zwar zu den flächenmäßig größten Nationalparks im Land; bei den Besucherzahlen rangiert er allerdings im unteren Tabellendrittel. Nach den jüngsten erhältlichen Zahlen der finnischen Forstverwaltung (Stand 2018) kommen nur gut 15.000 Besucher im Jahr in diesen entlegenen Park.

Sandstrand mit Wollgras am Suomunjärvi
Sandstrand mit Wollgras am Suomunjärvi

Der Suomunkierto führt auf gut begehbaren Wald- und Bohlenwegen vor allem durch dichte Wälder und spärlich bewachsene Sumpfgebiete. Der Erhalt der Sümpfe ist ein wichtiges Anliegen des Nationalparks, und davon kann auch der Wanderer profitieren: Im Hochsommer werden hier nämlich die Moltebeeren reif, die man an einigen Stellen pflücken kann. Die süß-herben Beerchen sind wirklich ein Genuss - ebenso wie die vielen Blaubeeren, die im Patvinsuo vor allem im Spätsommer in den Wäldern wachsen. Ein Teil des Wanderwegs führt direkt am See entlang. Hier darf der Wanderer den Blick auf einen herrlichen Sandstrand genießen. Der Suomunjärvi weist übrigens eine Besonderheit auf: Mit bis zu 27 Metern ist er für finnische Seen dieser Größe ungewöhnlich tief.

Das Rauschen des Windes

Der Patvinsuo gehört zu unseren Nationalpark-Favoriten. Seit unserer ersten Finnland-Reise nach der Einführung des Euro haben wir den Park schon sechs mal besucht. Das liegt nicht nur an den abwechslungsreichen Wanderwegen, sondern auch an der Stille, die man hier findet. Wir stehen auf dem Waldweg, blicken ins Moor und hören - nichts: keine Autos, keine Motorräder, keine Flugzeuge, keinen Zivilisationslärm jeglicher Art; wir hören nur das Rauschen des Windes, das Plätschern von Wasser und ab und zu einen Vogel, der seinen Ruf erschallen lässt.

Sturmholz im Wald des Nationalparks
Sturmholz im Wald des Nationalparks

Die Natur im Patvinsuo-Nationalpark hat in den vergangenen Jahren leider etwas gelitten - und das liegt nicht am Menschen: In einem Teil des Waldes liegen zahllose umgefallene Baumstämme herum, herausgerissen mitsamt der Wurzeln. Wie in Nationalparks üblich, wird das tote Holz nicht aus dem Schutzgebiet entfernt, sondern es verbleibt an Ort und Stelle. Waldarbeiter haben die Stämme auseinandergesägt, damit sie kein Hindernis mehr auf dem Weg darstellen.

Der Patvinsuo-Nationalpark liegt nordöstlich von Joensuu. Sie erreichen ihn mit dem Auto, wenn Sie auf der 73 Richtung Osten fahren; in Uimaharju biegen Sie am Kreisverkehr auf die 5160 ab, dann geht's irgendwann mal auf die 5202 und von dort aus ist der Weg beschildert. Die Info-Hütte Suomu ist von Anfang Mai bis Ende September geöffnet, im Mai und September allerdings nur von Mittwoch bis Sonntag, im Juni, Juli und August täglich von 10 bis 17 Uhr (Stand 2018).

Zuletzt bearbeitet am 04.06.2019