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Kleine Bärenrunde

Die kleine Bärenrunde im Oulanka-Nationalpark ist einer der schönsten und abwechslungsreichsten Wanderwege in Finnland. Auf der zwölf Kilometer langen Strecke findet der Besucher Wälder und Seen, Stromschnellen, Schluchten und Hängebrücken - ein kleines Paradies, das noch vor wenigen Jahren arg gefährdet war.

Startpunkt für die kleine Bärenrunde bei Retki-Etappi
Startpunkt für die kleine Bärenrunde bei Retki-Etappi

Der Oulanka-Nationalpark zählt mit rund 175.000 Besuchern im Jahr (Stand 2013) zu den beliebsten Nationalparks in Finnland. Das liegt sicherlich auch an der Bärenrunde, die es hier gleich in zweifacher Ausführung gibt: Die (große) Bärenrunde ist ein bis zu 80 Kilometer langer Fernwanderweg-Klassiker mit mehreren Etappen; bei der kleinen Bärenrunde (pieni karhunkierros) handelt es sich um einen Rundweg für Tagesbesucher mit gerade einmal zwölf Kilometern. Diese zwölf Kilometer haben es allerdings in sich, denn auf der Strecke gibt es eine Reihe von anspruchsvollen An- und Abstiegen. Am Aussichtspunkt Kallioportti beispielsweise muss der Wanderer rund 250 Stufen auf einer Holz- und Naturtreppe bewältigen, am Jyrävä-Wasserfall sind es noch einmal 170 Stufen - das erfordert gute Kondition und belastungsfähige Gelenke.

Gut ausgebaute Strecke

Entspannter Gang über die Hängebrücke bei Niskakoski
Entspannter Gang über die Hängebrücke bei Niskakoski

Doch davon abgesehen gibt es auf der kleinen Bärenrunde keine größeren Schikanen, der überwiegende Teil der Strecke ist gut ausgebaut und zu bewältigen. Dennoch sollten Sie für die Wanderung rund fünf bis sechs Stunden einplanen, denn wir befinden uns hier nicht auf einem Spaziergang, sondern in einem weitgehend naturbelassenen Nationalpark mit Hügeln, steinigen Wegstrecken, Bohlenpfaden - und Hängebrücken. Der Anblick der Brücken ist spektakulär, der Gang darüber ein bisschen wacklig, der Ausblick von oben ein Erlebnis: Eine der Brücken führt bei Myllykoski über Stromschnellen, die auch bei Wassersportlern sehr beliebt sind. Sie fahren mit großen Wildwasser-Schlauchbooten durch die tosenden Fluten.

Das Wasser ist auf der kleinen Bärenrunde ein ständiger Begleiter, überall rauscht und plätschert es - vor allem in der Nähe des Kitkajoki mit seinen vielen Stromschnellen. Doch der Fluss hat auch eine stille Seite. Bei Harrisuvanto fließt der Kitkajoki so ruhig dahin, dass man ihn fast mit einem See verwechseln könnte. Hier befindet sich einer der größeren Rastplätze. Die Grillstelle mit Tischen und Bänken ist ein Tummelplatz für kuukkeli, die in Finnland weit verbreiteten Unglückshäher. Die kessen Vögelchen gehen hier auf Beutezug und machen sich auch schon mal an einem offenen Rucksack zu schaffen, wenn der Besitzer weit genug entfernt ist.

Atemberaubende Schönheit

Ort der Stille am Kitkajoki bei Harrisuvanto
Ort der Stille am Kitkajoki bei Harrisuvanto

Die zutraulichen kuukkeli sind sicher auch ein Grund, warum wir die kleine Bärenrunde in den vergangenen Jahren acht mal besucht haben. Der Hauptgrund aber ist die atemberaubende Schönheit der Natur: die phantastische Aussicht bei Kallioportti, der Blick in die Schlucht des Kitkajoki, das Rauschen des Wasserfalls Jyrävä, das stille Wasser am See bei der alten Mühle, Harrisuvanto mit seiner Hängebrücke, der Steinadler, den wir in einem Jahr über den Baumkronen sehen durften, das Wollgras im Sumpfgebiet, das fröhliche Plätschern eines Bächleins - und die Ruhe, die man hier an vielen Stellen immer noch findet.

Die kleine Bärenrunde ist weit über 800 Kilometer von Helsinki entfernt; sie liegt in einem wenig besiedelten Landstrich an der Grenze zu Russland. Und dennoch kommen Menschen aus ganz Finnland hierher, um in der herrlichen Natur zu wandern. Das hat freilich auch seine Schattenseiten: An manchen Tagen hatten wir enorme Schwierigkeiten, am Startpunkt bei Retki-Etappi überhaupt noch einen Stellplatz für unser Auto zu finden. Die vielen Besucher verteilen sich zwar auf dem großen Rundweg- man muss also keine Angst haben, ständig anderen Leuten über den Weg zu laufen. Doch an den Grillplätzen geht es mitunter recht hoch her; hier haben wir schon finnische Wandergruppen beim feuchtfröhlichen Besäufnis mit lautem Gegröle erlebt. Die leeren Wodkaflaschen am Mülleimer sprechen Bände. Trotzdem bleibt die kleine Bärenrunde einer unserer Lieblingsorte in Finnland.

Paradies in Gefahr

Blick in die Schlucht des Kitkajoki bei Kalliosaari
Blick in die Schlucht des Kitkajoki bei Kalliosaari

Vor einigen Jahren wurde dieses kleine Paradies plötzlich bedroht: Bei unserem Besuch im Herbst 2013 forderten uns an der alten Mühle Umwelt-Aktivisten auf, an einer Umfrage teilzunehmen: Man wollte wissen, wie wir zu einem Minenprojekt stehen, das in der Nähe verwirklicht werden soll. Dieses Projekt war damals schon recht weit fortgeschritten: Bereits im August 2012 berichtete die internationale Ausgabe des Helsingin Sanomat darüber, dass nordöstlich von Ruka Gold abgebaut werden soll. Das Vorkommen verspreche eine Ausbeute im achtstelligen Eurobereich.

Doch Naturschützer und Tourismusverbände liefen Sturm dagegen, denn das Erz der Mine enthält auch Uran. Gegner des Projekts befürchteten, dass der Fluss Kitkajoki durch Abwässer verunreinigt wird, die in der Mine und der in Juomasuo geplanten Anreicherungsanlage anfallen. Tourismusmanager sahen den guten Ruf des Urlaubsorts Ruka in Gefahr - Ruka zählt immerhin eine Million Besucher im Jahr, die vor allem in den Wintermonaten kommen. Das Aus kam schließlich im November 2018: Da teilte der in Australien beheimatete Investor Gold Mining mit, dass er seine Versuche aufgebe, gegen den Widerstand der lokalen Behörden das Minen-Projekt bei Kuusamo weiterzubetreiben. - Ein großer Erfolg für den Erhalt der Umwelt in diesem Teil Finnlands.

Der Startpunkt zur kleinen Bärenrunde liegt am Parkplatz Retki-Etappi in Juuma, rund 45 Kilometer nordöstlich von Kuusamo. Auf der Fernverkehrsstraße 5 geht es zunächst Richtung Norden; der Weg über die Juumantie zum Parkplatz ist gut ausgeschildert, die Straße asphaltiert.

Zuletzt bearbeitet am 21.04.2019