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Hossa Nationalpark

Zur 100-Jahr-Feier Finnlands 2017 hat Landwirtschafts- und Umweltminister Kimmo Tiilikainen einen neuen Nationalpark ausgewiesen: Es ist das frühere - bei den Finnen überaus beliebte - Wandergebiet Hossa in der Landschaft Kainuu.

Waldlandschaft mit Bächlein im Hossa Wandergebiet
Waldlandschaft mit Bächlein im Hossa Wandergebiet

Finnische Nationalparks befinden sich meist fernab jeglicher Zivilisation, und so ist das auch beim einstigen Wandergebiet Hossa: Es liegt in einem wenig besiedelten Gebiet der Gemeinde Suomussalmi in Nordfinnland. Vom Ortszentrum aus fährt man eine gute Stunde, von der Nachbargemeinde Kuusamo dauert es eineinhalb Stunden, bis man das Naturzentrum erreicht. Doch die Fahrt lohnt sich - auch für Wanderer, obwohl die Beschreibung auf der Internet-Seite der Forstverwaltung eher ein anderes Publikum anspricht. Hossa ist “ein Paradies für alle, die mit Begeisterung angeln oder Kanu fahren”, heißt es hier.

50.000 Besucher im Jahr

Wir wollen jedoch wandern und haben nach der Ankunft die Qual der Wahl: Es gibt hier ein halbes Dutzend Rundwanderwege mit Längen von 3,5 bis 20 Kilometern. Wir begeben uns an einem schönen Tag Mitte September auf die 20 Kilometer lange Seenroute. Laut Kalender haben wir Spätsommer, doch in den Wäldern des Nordens zeigen sich bereits die ersten Anzeichen des herannahenden Herbstes: die Blätter beginnen, in den Ruska-Farben zu leuchten. Wenn die Sonne scheint, ist das eine wahre Augenweide - und wir haben Glück: Zwar ist der Himmel zeitweise bewölkt, doch immer wieder gibt es zwischendurch längere freundliche Abschnitte; ideales Wanderwetter also.

See mit Anglern
See mit Anglern

Wir starten unsere Tour am gut ausgeschilderten Huosivirta-Parkplatz - und sind überrascht: Der Parkplatz ist völlig leer. Hossa ist zu diesem Zeitpunkt mit über 50.000 Besuchern im Jahr eines der beliebtesten Wandergebiete im Land. Wo mögen nur all die vielen Wanderer an einem so herrlichen Tag abgeblieben sein? - Eine Antwort auf diese Frage erhalten wir schon nach kurzer Zeit, als wir den ersten See erreichen: Dort fahren Angler und Ausflügler mit kleinen Booten nahezu geräuschlos über die stille Wasserfläche - ein Bild, das wir auch später immer wieder sehen.

Früh besiedeltes Gebiet

Unsere Tour auf dem 20 Kilometer langen Rundkurs beginnt gemächlich: Ein leicht begehbarer Forstweg führt vorbei an naturbelassenen Wäldern; auf kleinen Stegen geht es über plätschernde Bäche; auch eine stillgelegte Mühle findet sich am Rande der Strecke. Ein kurzer Abstecher bringt uns zu den Lounatkoski-Stromschnellen - einer von vielen idyllischen Orten in diesem kleinen Paradies.

Relikt aus alter Zeit: die alte Mühle
Relikt aus alter Zeit: die alte Mühle

In früheren Zeiten sind hier einmal die Sami auf Jagd gegangen. Archäologen haben Hinweise darauf gefunden, dass im Raum Hossa schon vor 10.000 Jahren Menschen gelebt haben; Händler und Nichtsesshafte haben Hossa als Durchreisegebiet genutzt, denn schon damals haben Wasserwege vom Ladogasee zum Arktischen Ozean und vom Bottnischen Meerbusen zum Weißen Meer durch dieses Areal geführt. An den Klippen von Värikallio finden sich Malereien, die über 3.000 Jahre alt sind.

Vom Wandergebiet zum Nationalpark

Auch wirtschaftlich hatte das Gebiet früher eine große Bedeutung: Im 19. Jahrhundert wurde in den Seen in großem Stil Fischfang betrieben. Weißfisch aus dem Iso-Valkeainen war seinerzeit ein beliebtes Weihnachtsessen. Auf dem Land bestellten Bauern die Wiesenflächen; In der Mühle Puromylly wurde das Korn aus der Umgebung gemahlen; die Teerherstellung und die Holzfällerei sorgten dafür, dass die Bewohner ihr Auskommen hatten. In den 1970er Jahren erkannte die Forstverwaltung den touristischen Wert von Hossa: 1979 hat der Staat hier ein erstes Wandergebiet ausgewiesen und im Jahr 2002 nochmals erweitert. Seit 1991 gibt es ein eigenes Besucherzentrum. Und 2017 wurde Hossa schließlich Nationalpark Nummer 40.

Seen-Idylle am Wegesrand
Seen-Idylle am Wegesrand

Von dieser früheren Geschichte ist kaum etwas zu sehen, wenn man als naturliebender Wanderer den neuen Nationalpark durchstreift - kaum, wohlgemerkt, denn die alte Mühle ist noch da: Sie liegt idyllisch verlassen wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten an einem kleinen Pfad über einem Bächlein, das zum Zeitpunkt unserer Tour fast ausgetrocknet war. Kaum zu glauben, dass hier einmal großer Betrieb geherrscht hat.

Letzte Etappe mit Schikanen

Von der Mühle aus führt der Rundkurs weiter, an Seen entlang und durch Wälder. Am Wegrand sehen wir immer wieder Steine, die mineralisch rötlich gefärbt sind - ein hübscher Kontrast zum fast durchwegs grünen Waldboden und den bereits gelben Blättern an den Bäumen. Die Seen in Hossa sind traumhaft schön: In das klare Wasser möchte man am liebsten eintauchen, aber jetzt, Mitte September, ist es dafür natürlich schon viel zu kalt. Bei frischen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein genießen wir stattdessen unsere Rast am Grillplatz Lipposensalmi - mit Seeblick.

Die letzte Etappe führt über Hügel, Stock und Stein
Die letzte Etappe führt über Hügel, Stock und Stein

Danach geht's weiter auf einer Route, die uns kaum größere Anstrengungen abverlangt: Die Wege sind gut begehbar, alle Stege intakt, größere Höhenunterschiede müssen nicht überwunden werden. Gegen Ende der Wanderung sind wir allerdings etwas ermattet und freuen uns darauf, endlich unser Ziel zu erreichen. Bis zum Parkplatz fehlt nur noch ein guter Kilometer, doch dieses Stück hat es plötzlich in sich: Die letzte Etappe führt in einem ermüdenden Auf und Ab über holprige Pfade und steile Hügel. Nach sechseinhalb Stunden erreichen wir schließlich unser Auto - erschöpft, aber glücklich über den schönen Tag, den wir in dieser herrlichen Natur erleben durften.

Von Helsinki sind es rund 800 Kilometer bis zum einstigen Wandergebiet und heutigen Nationalpark Hossa. Wenn Sie diese Gegend besuchen wollen, dann planen Sie ruhig ein paar Tage ein, denn in diesem Teil des Landes gibt es noch zahlreiche lohnenswerte Wander- und Ausflugsziele. Über die Routen im Hossa-Nationalpark können Sie sich im Naturzentrum informieren. Die Adresse fürs Navi lautet: Jatkonsalmentie 6, 89920 Ruhtinansalmi (Suomussalmi).

Zuletzt bearbeitet am 28.03.2019